Der lateinische Name natrix = Schwimmerin, weist darauf hin, dass sie bevorzugt als Lebensraum die Nähe von Gewässern, Ufernähe von Seen, Teichen, Tümpeln und Bächen nutzt.
Angler die mit offenen Augen an Gewässern unterwegs sind, haben die schiefergraue, grüngraue, oder olivgraue Schlange mit den beiden großen halbmondförmigen, leuchtend gelben oder weißen Flecken am Hinterkopf schon öfter gesehen. Oft befinden sich an den Seiten noch schwarze Streifen oder Flecken.
Die geschützte Ringelnatter ist als Schlange, wie oft alle ihre Artgenossen, sinnloser Verfolgung ausgesetzt, obwohl sie ungiftig ist. Mittlerweile ist sie eine Rote-Liste Art. In Hessen ist sie in die Vorwarnstufe V aufgenommen, in Rheinland-Pfalz in Stufe 2, als stark gefährdet.
Männchen werden ca. 60 bis 70 cm lang und sind nach etwa 3 bis 4 Jahren geschlechtsreif. Weibchen können 80 bis 100 cm , sehr große Exemplare bis 180 cm. lang werden. Nach 4 bis 5 Jahren sind auch sie geschlechtsreif. Ringelnattern wachsen ihr ganzes Leben lang. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden. Ihre Augen haben runde Pupillen, während eine Kreuzotter, die bei uns in Hessen nur noch in der Rhön, dem Werra-Meißner-Kreis und Spessat, aber in Rheinlandpfalz nicht nicht vorkommt, senkrecht geschlitzte Pupillen hat. Im laufe ihres Lebens häuten sich die Ringelnattern mehrmals, da die äußere Haut die aus Hornschuppen besteht, nicht mitwächst. Sie streift das zu eng gewordene Schuppenkleid bei Bedarf ab, indem sie durch Steinhaufen oder Gestrüpp kriecht. Sie ist weitgehend eine tagaktive Schlange, die ausgezeichnet schwimmt und taucht. Den Tag beginnt die scheue Schlange oft mit einem ausgiebigen Sonnenbad. Bei Gefahr flieht sie geräuschlos ins Wasser, oder in ein anderes Versteck. Sie ist vollkommen taub, nur ihr Innenohr ist ausgebildet, wodurch sie sehr empfindlich gegenüber Erschütterungen ist. Als Angler hat die Schlange uns oft schon wahrgenommen, bevor wir sie gesehen haben. Wichtigstes Sinnesorgan ist ihre gespaltene Zunge mit der sie Witterung aus ihrer Umgebung aufnimmt. Sie ist das Geruchsorgan der Natter.
Ihre Nahrung sucht sie vorwiegend im, oder am Wasser. Es sind Frösche, Kröten, Molche, Fische, seltener auch Mäuse und Eidechsen. Jungschlangen fressen Würmer, Kaulquappen, kleine Fische und Molchlarven. Die Nahrung die sie an der Bewegung erkennt, packt sie und verschlingt sie lebend.
Im späten Herbst ziehen sich die Ringelnattern in frostfreien Plätzen im Erdreich oder in Komposthaufen zurück. Sie halten eine mehrmonatige Winterruhe. Meist im April kommen sie aus der Überwinterung und paaren sich nach der ersten Häutung. Die Eiablage findet im Juli-August statt. Bevorzugt werden hierfür Komposthaufen, vermodernde Baumstubben, Sägemehlhaufen, oder wie bei uns am Bärensee, ein künstlich angelegter Eiablageplatz aus vermodernden Holzschnitzeln, Sägespänen, Kompost und Pferdemist. Diese künstlichen Eiablageplätze habe ich mir als erster in Deutschland 1983 ausgedacht. Mittlerweile werden sie überall mit großem Erfolg eingesetzt. Sie haben den Vorteil, man kann sie an besonders gut geeigneten Stellen einsetzen.
Sie müssen jedoch vor Dachsen, Mardern, Waschbären, die im vergangenen Jahr unseren Eiablageplatz am Bärensee ausgegraben und geplündert haben, durch einen Drahtzaun geschützt werden. Außerdem muss jedes Jahr der Haufen wieder aufgefüllt werden, da durch den erwünschten Verrottungs- und Gärungsprozess in dem Eiablageplatz, Wärme erzeugt wird, die für die Entwicklung der Schlangen in den Eiern notwendig ist. Dadurch verringert sich wesentlich das Volumen. Jedes Jahr füllen mein Sohn, der Weiherwart am Bärensee ist, und ich, den Eiablageplatz wieder auf. Verwendet werden Hackschnitzel, die wir oft von Straßenrändern aufsammeln, oder Kompost von Kompostdeponien und Pferdemist aus Gestüten. Das ist mit ganz schön Arbeit verbunden. Winfried Klein, aktiver Naturschützer und Gewässerwart ist mit uns der Meinung, in unserer heutigen Zeit, wo alles den Bach herunter geht, soll man in den Bereichen wo man noch etwas machen kann, das bedeutet, das Gelände unserer Weiheranlagen nutzen, um nicht nur dort zu fischen, sondern auch etwas für die Tier und Pflanzenwelt zu tun. Für Vögel werden Nistkästen gebaut und aufgehängt, für Insekten Insektenhotels aufgestellt, für Schmetterlinge werden Blumenwiesen angelegt, für Schlangen und Käfer Eiablageplätze. Der Eiablageplatz für Schlangen wird auch von dem selten gewordenen Nashornkäfer genutzt.
Eine Ringelnatter legt 10 bis 50 weiße mit einer pergamentartigen Schale versehenen Eier in den Eiablageplatz, an geeigneter Stelle ab. Die Eier benötigen um die 28° C um sich entwickeln zu können. Dazu ist auch noch eine gewisse Feuchtigkeit erforderlich, damit die Eihüllen nicht austrocknen. Beim Schlupf könnten sonst die jungen Schlangen, die nach 4 bis 8 Wochen schlüpfen, mit ihrem kleinen Eizahn der sich an der Spitze des Oberkiefers befindet, die ausgetrocknete harte Eihülle nicht aufschlitzen. Sie wären im Ei verloren, da sie nicht schlüpfen könnten. Nach dem Aufschlitzen der Eihülle schlüpfen dann die etwa 15 cm langen Jungschlangen in mehreren Anläufen aus den Eiern. Es ist kaum zu glauben, wie sich eine so große junge Schlange in dem kleinen Ei entwickeln konnte. Die Eier der Ringelnatter sind abhängig von der Größe der Weibchen. Je größer die Weibchen, desto größer die Eier. Die Länge kann zwischen 20 bis 35 mm, die Breite zwischen 12 bis 18 mm sein. Kurz nach dem Schlupf häuten sich die jungen Schlangen. Bis sie sich zu einer geschlechtsreifen Ringelnatter entwickeln benötigen sie 4 bis 5 Jahre und viele Häutungen in dieser Zeit. Entsprechend der hohen Vermehrungsrate ist auch die Zahl der Fressfeinde groß. Junge Schlangen müssen sich vor großen Laufkäfern, Seefröschen, Ratten, Raubfischen, Vögel wie Rabenvögel und Möwen in Acht nehmen. Große Schlangen werden von Greifvögeln, Kormoranen, Störche, Reiher, Iltisse, Marder, Igel, Waschbären und Ratten gefressen. Vom Menschen geht eine Bedrohung durch intensivierte Bewirtschaftung und der dadurch entstehenden Flächenreduzierung aus. Durch das anlegen und unterhalten von Eiablageplätzen an geeigneter Stelle, wie bei uns am Bärensee, kann man wesentlich zur Erhaltung der Ringelnattern beitragen. Unsere Angler können sich dem abgezäunten Nisthaufen auf dem Seegrundstück vorsichtig nähern und die erwachsenen und jungen Schlangen mit etwas Glück beim Sonnenbaden beobachten. Ein wirklich seltenes aber dafür nachhaltiges Erlebnis für einen Naturfreund.
Ein Wunder der Schöpfung: Diese „ganze“ Schlange schlüpfte aus dem winzigen Ei!
Günter Wagner
alle Fotos: G. Wagner