Erlebnisse am Wasser
Angeln mit Überraschungen
Ende Mai wurde ich von meinem langjährigen Angelfreund Adelbert Wissel zum Fischen an seinem privaten Gewässer in den Spessart eingeladen. Wir fuhren an die abseits gelegene Teichanlage, die zum Großteil von einem stattlichen Röhrichtgürtel abgegrenzt ist.
Bei der Suche nach einem aussichtsreichen Angelplatz muss ich wohl einem Vogelnest zu nahe gekommen sein, denn aus einem kleinen Weidenbusch flatterte ganz aufgeregt ein größerer Vogel. War das eine Zwergrohrdommel?
Und tatsächlich entdeckten wir ein Zwergrohrdommel-Nest mit vier Eiern.
Adelbert, der seine Kamera in der Latzhose hatte, lies sich die Gelegenheit nicht entgehen und schoss tolle Bilder. Unter anderem auch von dem zurückkommenden, jetzt nicht mehr ganz so aufgeregten Altvogel, der uns aber immer noch misstrauisch beäugte. Der zweite Altvogel saß, anscheinend völlig entspannt, am Ufer auf einem Stein – auch eine Überraschung.
Die Zwergrohrdommel (Ixobrychus minutus) steht in der „Roten Liste“. Um die Brut nicht zu gefährden haben wir das Angeln an einen anderen See verlegt.
Vier Wochen später machten wir der „Familie Zwergrohrdommel“ einen Besuch:
Zu unserer großen Freude waren Jungvögel im Nest. Die Population der kleinsten Reiherart Mitteleuropas war damit um vier Exemplare reicher.
Bei der darauffolgenden Visite sind die Kleinen mit solch einer Behändigkeit die Halme auf nimmer Wiedersehen hoch geflitzt, dass uns keine weiteren Bilder mehr gelungen sind.
Was bleibt, ist ein unvergessliches Erlebnis mit und in der Natur, das wir Angler durch genaues Beobachten immer wieder erfahren können.
Günther Leps
Naturschutzbeauftragter im Wetteraukreis
Fotos: Adelbert Wissel