Als indirekte Folge der Flussverbauung werden viele abwandernde Blankaale in den Turbinen der Wasserkraftwerke an Staustufen zerstückelt oder schwer verletzt. Der VHF berichtete in der Vergangenheit ausführlich darüber. Es gibt noch kein wirksames Mittel, die Fische vor der Gefahr fernzuhalten. In Einzelfällen ließen sich viele Fische retten, wenn die Wehre zur Hauptwanderzeit der Aale geöffnet und die Turbinen abgeschaltet oder gedrosselt werden. Eine temporäre Stilllegung von Wasserkraftanlagen wird aus diesem Grund seit vier Jahren vom Verband Hessischer Fischer bei den Umweltministerien in Hessen und Rheinland-Pfalz eingefordert.

Dies wurde bisher aber immer mit der gleichen Argumentation abgelehnt. Danach hat sich das Land Hessen als Ziel gesetzt, den Energieverbrauch bis 2050 möglichst zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Die Wasserkraft leistet dazu ebenfalls ihren Beitrag.

So ist es im Koalitionsvertrag des Landes Hessen festgeschrieben und daran lässt sich nun mal nichts ändern. Schon gar nicht wegen zerstörter Fließgewässer und ein paar toter Fische. Dass dabei die Fische und Gewässer stark in Mitleidenschaft gezogen werden wird zwar bedauert, aber mit gleicher Erkenntnis wird auch auf die umfangreichen Bemühungen den Fischschutz an den Kraftwerken zu verbessern hingewiesen. Dass diese „Bemühungen“ mit Hinweis auf die gesetzlichen Regelungen und möglichst hohen Schutzstandards bisher nicht greifen beziehungsweise nicht erfolgt sind, wird ignoriert. Es wird im Antwortschreiben des Ministeriums das „Aalschonende Turbinenmanagement“ an der Lahn hervorgehoben – es wird auf die Versuche mit fischfreundlichen Turbinen hingewiesen – es wird auf die vorgeschriebenen Funktionskontrollen durch die Anlagenbetreiber gesetzt, die bisher leider nicht in aussagefähigem Umfang stattgefunden haben – es wird auf ein Frühwarnsystem gehofft, das ein aalschonendes Steuern der Turbinen ermöglicht. Ein Monitoring soll dieses Verfahren an der Lahn 2019 bis 2025 begleiten. In Anbetracht der alten ca. 38 Wasserkraftanlagen an der Lahn die bisher ohne funktionierende Auf- und Abstiegsmöglichkeiten, nicht nur für Aale, immer noch am Netz gehalten werden, ist dies ein besonders ambitioniertes Unternehmen. Die Funktion des Frühwarnsystems steckt bisher noch in der Entwicklung und ist wissenschaftlich hoch umstritten.

Es wird dem Verband Hessischer Fischer versichert, dass alles getan werde und einige Planungen und Konzepte eingereicht worden sind. Auffällig bei den Antwortschreiben ist, dass immer noch in Futur gesprochen wird, obwohl unsere Forderungen gezielte Maßnahmen zum Fischschutz sowie zur Verbesserung der Gewässerökologie umzusetzen schon seit 20 Jahren an die Politik herangetragen wurde. Außer Lippenbekenntnissen und u.a. das „Faktenpapier Wasserkraft in Hessen“, das in erster Linie die Fakten der Wasserkraftlobby definiert (ein Forum bei dem von 14 Beteiligten nur ein Vertreter der Fischerei beteiligt war), ist bisher leider nicht viel passiert und wir werden gleichlautende Antwortschreiben sicherlich auch noch 2050 erhalten.

Die Politik hat darauf gehofft, dass die Diskussion über das Thema irgendwann verstummt oder das Problem sich von selbst löst. Das ist nicht nur akutes Politikversagen, sondern zeigt auch, wie groß die Ignoranz in puncto Tier- und Gewässerschutz bei CDU und GRÜNEN in Hessen ist, wenn es darum geht, die Interessen der Energielobby zu bedienen.

G. Hoff-Schramm

Die Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung des Fischartenschutzes wird in Hessen
unter dem jetzigen Umweltministerium nur halbherzig verfolgt.
Gefördert werden zur Zeit nur die Fische vor dem Turbinenschutzrechen direkt in den Abfallcontainer.

Foto: ghs