Am Samstag den 15. Juli 2017 wurde eine große Aalbesatzaktion im Rhein von Lampertheim bis Wiesbaden-Schierstein durchgeführt. „Dass diese Aktion möglich ist, verdanken wir nicht nur einem entsprechenden Erlass des Rates der Europäischen Union sowie den mit der Umsetzung betrauten Behörden, dem Regierungspräsidium Darmstadt und der Hessischen Landgesellschaft mbH, sondern vor allem dem ehrenamtlichen Engagement des Verbandes Hessischer Fischer und ganz besonders der lokalen Angelvereine“, so Bürgermeister Thies Puttins-von Trotha bei seiner Begrüßungsrede. Der Verband Hessischer Fischer e.V. (VHF) zeichnete für die Koordination und Organisation der ansässigen Angelvereine verantwortlich. Besonders ist das Engagement des stellvertretenden Vizepräsidenten des VHF, Thomas Hof zur Organisation hervorzuheben. Wir danken für die tatkräftige Unterstützung den Helfern vom ASV Bischofsheim, AG Forelle Bauschheim, ACFA Rüsselsheim und dem ASV Ginsheim, sowie dem Kanuverein Ginsheim für die Bereitstellung der Steganlage.

Frau Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid, RP Darmstadt, nannte bei Ihrer Begrüßungsansprache als Ursache für den Bestandsrückgang des Aals die Kontamination mit Umweltgiften (PCB´s, HCB´s, Dioxine u.a.). Die hohen Gehalte an Umweltgiften können ebenso wie eine starke Parasitierung die Leistungsfähigkeit der Blankaale soweit herabsetzen, dass sie die Laichwanderung in die Sargassosee nicht mehr schaffen.

Rainer Hennings, Referent für Naturschutz im VHF, nannte als Ursache für den aktuellen Bestandsrückgang in seinem kurzen Fachbeitrag zur Biologie des Aales, die hohe Mortalitätsrate durch Wasserkraftnutzung ohne ausreichenden Fischschutz (Turbinenschäden an abwandernden Blankaalen) sowie die erhöhte Prädation durch Fressfeinde (hohe Verluste z.B. durch Kormorane). Aus diesen Gründen haben auch die meisten Angelvereine in der Vergangenheit ihren jährlichen Besatz mit Glasaalen in die Zuläufe von Main und Rhein eingeschränkt und sich in ihren bewirtschafteten Flussabschnitten ein freiwilliges Aalfangverbot auferlegt, um den noch vorhandenen Bestand an Gelbaalen zu schützen.

Diese Probleme in den Griff zu bekommen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Verband Hessischer Fischer e.V., Angelvereinen, Fischereibiologen und Ämtern. Man geht davon aus, dass die ausgesetzten Aale die nächsten 5 bis 20 Jahre im Rhein zur laichreife abwachsen und dann ihre Wanderschaft in die bis zu 6000 Kilometer entfernten Laichgebiete zur Sargassosee am Rande der Karibik antreten.

Der hessische Rheinabschnitt ist ein wichtiges Vorranggewässer zur Stützung des bedrohten Aalbestandes in Hessen, da er über ein großes Flächenpotenzial an Aalhabitaten verfügt und eine Abwanderung ohne Mortalitäten durch Wasserkraftanlagen möglich ist. Aufgrund der allgemeinen Hegeverpflichtung haben die Angelvereine daher ihre besondere Verantwortung erkannt, mit wirksamen Maßnahmen zum Erhalt und Schutz des Aalbestandes beizutragen.

Der Präsident des Verbandes Hessischer Fischer e.V. Klaus Däschler hob hervor, dass diese kontinuierlich stattfindenden Besatzmaßnahmen trotz aller Hindernisse eine generationsübergreifende Wirkung haben wird, denn nur wer den Verlust einer wertvollen Fischart begreifen kann – wird sie in Zukunft auch schützen und erhalten. Das Begreifen im wahrsten Sinne des Wortes konnten die anwesenden Kinder beim gemeinsamen Aalbesatz mit dem Präsidenten selbst erfahren. Der junge Anglernachwuchs sorgte dafür, dass die Jungaale in ihre neue Heimat entlassen wurden – „Ein Generationsprojekt von dem beide in Zukunft profitieren werden“, äußerte Klaus Däschler optimistisch.

Günter Hoff-Schramm

Die nachfolgenden Bilder sind für Presseveröffentlichungen in Zusammenhang mit der Besatzaktion und unter Nennung des Autors
vom Verband Hessischer Fischer e.V. freigegeben.

Rainer Hennings (Referent Naturschutz VHF) erklärt die
rätselhafte Biologie des Heimlichen „Schlänglers“

Der Präsident des VHF und Bürgermeister von Throta
beim Aalbesatz mit Kindern (v.li.)

Patrick Heinz vom RP Darmstadt (Obere Fischereibehörde)
gibt kompetent Auskunft . . .

Naturkundeunterricht einmal anders:
Aale zum „Begreifen“

Fotos: ghs/Martina Hof

Großes Medienspektakel: „Die Aale kommen!“

Die Präsidenten freuen sich über den gelungenen Besatz der kleinen Helfer . . .
Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid und Präsident Klaus Däschler

Jungaale bis 30 cm warten auf ihr neues Versteck . . .

Die junge Generation zum Aalschutz
mit ins Boot geholt – Aalbesatz in Ginsheim.