Der Lachs – er hat’s nicht leicht

Nur naturnahe Gewässerabschnitte in kiesgeprägten Flüssen bieten dem Lachs Möglichkeiten zur Fortpflanzung. In Vorranggewässern für den Lachs, insbesondere in Gewässern des Wanderfischprogramms in Hessen wie beispielsweise der Lahn, sind negative Einflüsse auf die Gewässer zu minimieren und möglichst viele Abschnitte naturnah zu entwickeln. Die Konzepte und Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie sind ein Schritt in die richtige Richtung. Einträge von Feinsedimenten z.B. durch Grabenreinigung und Abwässern gefährden die Fortpflanzung der Kieslaicher. Von wesentlicher Bedeutung ist die Durchgängigkeit. Jegliche zusätzliche Nutzung der Wasserkraft mit einer Erhöhung der Wanderverluste in Summe gefährdet das erfolgreiche Artenschutzprogramm, welches in besonderem Maße durch das ehrenamtliche Engagement der Angler,

sowie durch finanzielle Unterstützung aus der Fischereiabgabe in Hessen gefördert wird. Daher setzt sich der Verband Hessischer Fischer vehement gegen den weiteren Ausbau der Wasserkraft in den Gewässern ein, in denen der Lachs durch die Bemühungen der Angler zurückgekehrt ist. Im EU-Förderprojekt „LiLa Lahn“ fehlen leider bisher klare Aussagen zum Schutz der Gewässerökologie, noch wird das „Lachsprojekt 2000“ mit keiner Silbe gewürdigt.

Lobenswert sind da die Bemühungen der IG Lahn, die mit ihren extra ausgebildeten Lachswarten seit  Ende der 80er Jahre begonnen hat, mit den zuständigen Fischereibehörden der Länder Hessen und Rheinland-Pfalz alle notwendigen Voruntersuchungen, Kartierungen und Bewertungen von beauftragten Fischereibiologen im gesamten Lahnsystem vornehmen zu lassen. Die IG-LAHN hat aus diesen Kartierungen und Untersuchungen aus dem gesamten Lahngebiet inklusive aller Nebengewässer mindestens 15.000 Seiten Gutachten erstellt, in denen alles, was für die Wiederansiedlung der Lahn-Lachse von Bedeutung ist von Biologen untersucht, dokumentiert und bewertet wurde.

Diese Gutachten kommen zu der eindeutigen Feststellung, dass die Lahn bis ins 18. Jahrhundert mit Lachsen massenhaft besiedelt war und eine große Population bis weit in den Oberlauf in NRW bildete.

Seit 1993 wird in der Lahn Lachsbesatz regelmäßig ausgebracht und nach 4 Jahren – 1997 – kehrte tatsächlich der 1. Lachs in die Lahnmündung zurück. Nach ein bis zwei Jahren wandern die ausgesetzten Junglachse in der Lahn ab über Rhein und Nordsee weiter nach Grönland. Nach 4 bis 5 Jahren kehren diese Fische dann mit Gewichten bis zu 15 kg wieder in die Lahn und Seitengewässer zurück, um sich darin fortzupflanzen. So würde unter natürlichen Bedingungen der Kreislauf geschlossen werden.

Leider wurden die Versprechungen der Umweltministerien in Hessen und Rheinland-Pfalz wie auch die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die auf- und abwärts gerichtete Durchgängigkeit in den Fließgewässern wieder herzustellen bis heute ignoriert. Aus diesem Grund können bis heute die Lachse ihre Laichgewässer nicht erreichen.

Deshalb fischen die ausgebildeten Lachswarte der IG-LAHN jedes Jahr in Lahnstein mit dem Boot und Elektrofischerei-Gerät auf die Rückkehrer. Bis heute wurden an der Lahnmündung in Lahnstein von den Lachswarten 132 adulte Lachsrückkehrer gefangen. Diese werden zur Hälteranlage mit Bruthaus nach Aumenau verbracht, dort die Laichprodukte gewonnen, die Junglachse erbrütet und bis auf 12-15 cm herangezogen. Diese Junglachse werden dann in die Besatzgewässer Weil, Dill, Emsbach, Elbbach und Mühlbach (bei Nassau) ausgesetzt.

Mit der Hoffnung, dass wenigsten ein kleiner Teil unbeschadet über die Wehranlagen abwandern kann. Früher wanderten von Lahnstein aus große Laichzüge von mehreren tausend Lachsen problemlos bis in die Nebengewässer auf. Dieses Naturschauspiel wurde häufig in der Literatur beschrieben. Es ist eine Tragödie und politischem Unvermögen geschuldet das heute nur noch 132 Fische auf „Einlass wartend“ zum Ablaichen gefangen werden können.

ghs

Fotos: IG-Lahn