Schöne Reden – Probleme aber bleiben bestehen!
Am 22. April fand die jährliche Mitgliederversammlung des Verbandes Hessischer Fischer e.V. in der Stadthalle Aßlar statt. Die Vereinsdelegierten fanden sich aus ganz Hessen ein, um sich ein Bild von der aktuellen Lage innerhalb des Verbandes zu machen. Dem bevorstehenden Wahlgang in Hessen war es sicherlich geschuldet, das hochrangige Gäste
der Einladung des Verbandes gefolgt sind. Präsident Klaus Däschler konnte Umweltministerin Priska Hinz, Frau Wiebke Knell (FDP), Herrn Heinz Lotz (SPD), Herrn Heinz Schreiber vom Landratsamt Lahn-Dill-Kreis, in Vertretung des Bürgermeisters Herrn Roland Esch, Herrn Karl Apel von der Obersten Fischereibehörde, DAFV-Präsidentin Dr. Happach-Kasan sowie den Vizepräsident des Landesjagdverbandes Herrn Dieter Mackenrodt u.a. willkommen heißen.
Er betonte bei seiner Begrüßungsansprache an die Politik gerichtet, dass weniger Ideologie und mehr Fachverstand in Hessen der Fischerei dienlicher wäre. Es wäre wünschenswert wenn die etablierten Parteien in Hessen die fischereilichen Belange in ihren Parteiprogrammen stärker berücksichtigen würden. „Angeln in Hessen ist viel mehr als nur eine Passion“, so der Präsident „Das Angeln ist eben nicht mehr nur ein Hobby, nein, es ist soziale gesellschaftliche Verantwortung und ein bemerkenswerter Wirtschaftsfaktor.“
Umweltministerin Priska Hinz würdigte bei ihrer Begrüßungsansprache das ehrenamtliche Engagement des Verbandes Hessischer Fischer. „Ziel der Landesregierung ist es, einen guten ökologischen Zustand in Hessens Fließgewässern zu erreichen. Dieses Ziel könnte ohne das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder des VHF niemals erreicht werden. Die Wasserrahmenrichtlinie sieht vor, dass der gute ökologische Zustand bis spätestens 2027 umgesetzt werden muss.
Dabei spielt der Fischschutz eine zentrale Rolle. An der Lahn sind Wasserkraftanlagen so umgebaut worden, dass sie beim Fischschutz den rechtlichen Vorgaben entsprechen,“ so die Ministerin. Das die Funktion der Einrichtungen nicht überprüft werden und somit dem Ministerium auch nicht bekannt ist, dass es keine schadensfreie Abstiegseinrichtung gibt, bemängelte die fischereipolitische Sprecherin der FDP, Wiebke Knell bei Ihrer bemerkenswerten Ansprache.
„Wenn im Hessischen Umweltministerium die Wichtigkeit des guten Zustandes unserer Gewässer einen so hohen Stellenwert beigemessen wird, dann müsste es ja kaum Probleme an unseren Gewässern geben.“
Versalzung der Werra – Genehmigung verlängert, Ackerbau und Spritzmittel bis auf 4 Meter ans Ufer erlaubt, Schutz von Nutria, Nilgans, Waschbär und Kormoran zum Nachteil der heimischen Gewässerfauna, Uferverbauungen zwecks Schiffausflugsverkehr, Havarien von Biogasanlagen mit großen Gewässerschäden weil keine Schutzeinrichtungen angeordnet wurden, keine Sanktionsmaßnahmen bei Nichteinhaltung von Vorgaben beim Betrieb von Wasserkraftwerken um nur einige negativen Beispiele aufzuführen die in der Regierungsverantwortung der letzten vier Jahre liegen. „Entscheidungen der jetzigen Umweltpolitik sind kontraproduktiv für das Ziel die biologische Vielfalt und dem Artenschutz an und in hessischen Gewässern zu verbessern“, bekräftigte Frau Knell „der Naturschutzverband Hessischer Fischer muss in Zukunft stärker in gewässerpolitische Entscheidungsprozesse miteingebunden werden.“
Heinz Lotz von der SPD konnte die Verschlechterung der Gewässerqualität unter der grünen Politik nur bestätigen und griff bei seiner Ansprache die Forderung des Verbandes nach einer Aufstockung von Fachpersonal in Sachen Fischerei auf. Er kann sich vorstellen dass eine Fachkraft aus staatlichen Mitteln finanziert in enger Kooperation mit dem Verband in der staatlichen Fischereischule installiert werden könnte. „Zumal die Probleme in und an unseren Gewässern nicht wesentlich besser geworden sind“, so Herr Lotz resigniert.
Im Hinblick auf die Verschlechterung unserer Fließgewässer überreichte Präsident Däschler Staatsministerin Priska Hinz eine kleine Plüschforelle, nach dem Motto wer im Gewässerschutz nur „kleine Brötchen backt“ kann in Zukunft auch nicht auf „Größeres“ hoffen.
Dr. Happach-Kasan stellte an Hand einer Powerpointpräsentation die aktuellen Aktivitäten auf Bundes- und Europaebene vor. Die Schädigungen der Fische durch Kormoran und das Verschließen der Augen auf politischer Ebene zu dieser seit Jahren anhaltenden Problematik, wurde genauso angeprangert wie die Schäden durch die Genehmigungen der kleinen Wasserkraftwerke. Für Ihren Hinweis, dass gerade in Hessen unter einem grün geführtem Umweltministerium nur aus Profitgier und politischer Opportunität diese Kraftwerke auch noch gefördert werden, bekam sie großen Applaus.
Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Dr. Jens Salva über Möglichkeiten und Maßnahmen von Gewässerrenaturierungen unter Mitwirkung der organisierten Angelfischerei. Anhand von Beispielen wurde erläutert wie Vereine bei ihren Gemeinden Projekte anstossen und mit entsprechenden Fördermitteln auch fachmännisch umsetzen können.
Präsident Klaus Däschler ließ in seinem Rechenschaftsbericht das abgelaufene Geschäftsjahr aus seiner Sicht Revue passieren und skizzierte dann die bevorstehenden Verbandsaktivitäten über das Jahr 2018 hinaus. Seine Ausführungen
machten deutlich, dass die Aufgaben des VHF nach wie vor breit gefächert sind und alle Kräfte mobilisiert werden müssen, um diese zu bewältigen. Er kritisierte unter anderem die zunehmende praxisferne Bürokratie der Landesbehörden in fischereilichen Angelegenheiten.
In ihren zum Teil ausführlichen Berichten stellten einige Präsidiumsmitglieder ihre Aktivitäten und Arbeitsergebnisse in ihren jeweiligen Fachgebieten und Zuständigkeitsbereichen dar. Der Finanzbericht für das Geschäftsjahr 2018 wurde von VHF-Geschäftsführer Günter Hoff-Schramm vorgetragen und ohne Beanstandungen akzeptiert. Der vorgelegte Haushaltsplan 2018 war ausgeglichen, wobei selbstverständlich eine sparsame Haushaltsführung unabdingbar ist, um die Planzahlen auch einhalten zu können. Er wurde ohne Diskussion einstimmig angenommen.
Anträge, Wünsche oder Vorschläge von Seiten der Mitglieder gab es keine und somit konnte die Versammlung noch rechtzeitig vor dem großen, angekündigtem Unwetter in der Region beendet werden.
Günter Hoff-Schramm
Fotos: Martina Bechstedt