Quappe in der Lahn gemeldet
Eine erwähnenswerte Nachricht erhielt ich am 06. November von Gastangler M. Hesseler, der im Besitz eines Jahresscheines des SAV-Limburg ist und am 5. November in der Lahn einen hochinteressanten Fang tätigen konnte: Er war mit seinem Vater am Dehrner Hafen Angeln und fing mit der Grundangel auf einen Wurm einen ihm zunächst unbekannten Fisch von immerhin 50 Zentimetern Länge. Sie rätselten, was das wohl für ein Fisch sein könnte, da er ihnen von seiner Farbe und seinem Aussehen zunächst unbekannt war. Sie sahen sich den Fisch sehr genau an und diskutierten seine Form und Farbe und kamen schnell zu dem Schluss, dass sie einen eigentlich in der Lahn nicht mehr existenten Fisch, wohl eine Quappe (lota lota) oder auch Rutte genannt, gefangen hatten. Daraufhin setzten sie ihn sofort schonend zurück, so dass er überleben konnte. Leider hatten sie keine Möglichkeit, den Fisch zu fotografieren – schade.
Zuhause angekommen, nahmen sie sich ein Buch vor und suchten nach diesem Fisch. So wurde ihr wertvoller Fang dann eindeutig bestätigt, denn nach dem Aussehen, war es eindeutig eine Quappe mit dem charakteristischen am Unterkiefer vorstehenden einfachen Kinnbartfaden.
Wie kommt dieser Fisch in die Lahn?
Die IG-LAHN macht seit 6 Jahren Besatz mit Jungquappen im Ahrbach (Nebengewässer der Dill) unterhalb der Ahrtalsperre. Seit 3 Jahren wird auch Quappen-Besatz in der Lahn im Bereich Marburg eingebracht. Alle Besatzfische werden in einer Fischzucht am Bodensee (Überlingen bei Friedrichshafen) aus Rheinquappen für die IG-LAHN nachgezüchtet. So hatte diese Quappe bereits sechs Jahre Zeit in Seitengewässer Ahr, Dill und Lahn abzuwachsen und stolze 50 Zentimeter Länge erreicht. Die Quappe kann bis zu 80 Zentimeter groß werden. Wahrscheinlich war diese in der Lahn jetzt gefangene Quappe bereits laichreif.
Die Quappe war früher in der Lahn heimisch und wurde bis nach dem 2. Weltkrieg noch regelmäßig gefangen. Bei den Anglern an der Lahn hieß sie „Aalraupe“. Wahrscheinlich ist dieser Fisch – wie viele andere Fische – ein Opfer der starken Industrialisierung nach dem Krieg und der gutgläubigen Verwendung von schädlichen Chemikalien in Industrie und Haushalten geworden. Damals gab es viele große Fischsterben in der Lahn, die durch Cyanide verursacht worden waren. Da sie auch im Rhein zunächst verschwunden waren, konnten sie auch später nach der Wiederbesiedelung im Rhein nicht die bis heute immer noch unüberwindbaren Wehre in der Lahn bezwingen. Daher ist die Forderung und Herstellung der nach EU-Wasserrahmenrichtlinie unabdingbaren und einwandfrei funktionierenden Durchgängigkeit nachzuvollziehen, Projekte wie LiLa-Lahn, die auf touristische Nutzungen abzielen sind da hinderlich.
Freuen wir uns, dass unser Beitrag zur Wiederherstellung der Biodiversität an der Lahn Früchte trägt und sich diese Fischart wieder in der Lahn etabliert und auf Dauer erhalten werden kann!
Falls andere Angler an der Lahn ähnliche oder ihnen unbekannte Fische fangen, so sollten sie immer ein Foto machen und den Fisch sofort schonend wieder in sein Element zurücksetzen.
Ein Bericht mit Foto an die IG-LAHN und den Gewässerwart des FSV-Oberlahn (Tel. 06482-4994) sollte obligatorisch sein.
Den beiden Gastanglern mit Jahresscheinen aus dem SAV-Limburg ist für ihre Aufmerksamkeit und die Information an die IG-LAHN ganz herzlich zu danken.
Winfried Klein
Vorsitzender der IG-LAHN e.V.
Fotos: Winfried Klein