Satire – satte Tiere – tierisch Sattes – ein Sommertraum
Peta im Sommerloch
… und noch einmal, liebe Angler und Anglerinnen, das Welsproblem in Offenbach nun auch im Hessenfischer. Die Zeitungen und TV-Medien land auf land ab, sogar die New York Times, berichteten darüber mehr oder weniger qualifiziert.
Das Thema „Killer-Wels“ polarisiert, weckt Emotionen und bietet Besserwissern und naturentfremdeten Bedenkenträgern verschiedenster Couleur eine dankbare Plattform sich zu profilieren. Damit die „bedrohten“ Teichhühner nicht weggefressen werden, nahm das Umweltamt die Bereitschaft des Angelvereins Neptun Offenbach gerne an, den Wels zu beangeln und ganz pragmatisch dem menschlichen Verzehr zuzuführen. Doch nach einem menschenverachtenden Shitstorm durch PETA nahm der Verein sein Angebot zurück und das Umweltamt stand vor neuen Problemen. . .
PETA ? Wer verdammt noch mal ist PETA ? nie gehört – also gleich mal gegoogelt – aha, Personengruppe einfältiger Täuschungs-Aktivisten, eine Gruppierung die ein grundlegendes Problem mit unserer Rechts- und Wirtschaftsordnung hat, so im Text weiter. So so ! In einem Zeitungsartikel zum Welsproblem kommt eine sogenannte „Meeresbiologin“ der Personengruppe zu Wort. Sie sei entsetzt über meinen Vorschlag, den Wels zu fangen und bei einem Grillfest den Spaziergängern vor Ort zur Verköstigung zu reichen. Der müsse gefangen und in den Main umgesetzt werden, damit die restlichen Teichhuhnküken nicht auch noch wegkämen.
Die Bemerkung des Umweltamtes, dass ein Umsetzen in ein Fließgewässer gesetzlich nicht möglich sei,wird beiseite gewischt. „Uns ist es egal, wie die Gesetzeslage ist, wir wissen, dass der Wels mit diesem Weiher nicht zufrieden ist und in das große Flusssystem Main will, nur hier kann er auch ungehindert als Meeresfisch in die Nordsee abwandern. Wir sind froh, dass die Angler auf die Artenschutzmaßnahme den Fisch zu fangen und dem Verzehr zuzuführen, verzichtet haben“. Ich merke auf, die wissen, was der Wels will? Also gleich zum Hörer gegriffen und direkt angerufen. Wenn ich erfahren könnte, wie die Kommunikation zwischen Fisch und Mensch funktioniert, dann wäre das ein großer Vorteil beim Kampf des Verbandes Hessischer Fischer für das Wohlergehen unserer stummen Freunde. Hatte mich doch neulich erst eine Vertreterin aus dem Umweltministerium wegen meiner Behauptungen gerügt, dass viele Fische durch die Wasserkraftnutzung zu Tode kommen. Sie hätte bei einem Ortstermin an der WKA in Kostheim kein Schreien leidender Fische gehört, also folglich gibt es kein Leid. Vielleicht gibt die Meeresbiologin ihr Geheimnis ja preis. Das könnte uns zum Schutz und Nutzen unserer heimischen Fischbestände enorm weiterhelfen. Am anderen Ende der Strippe bekomme ich eine klare Absage: „Sie sind doch auch Angler und somit gehören Sie zu der Mörderbande, die nur töten will, was soll das Gerede von Schutz und Arterhaltung, nein, nein mit uns nicht . . .“ „Aber hallo, gute Frau, wenn wir schon beim Töten sind, was ist denn mit dem jährlichen qualvollen Töten von tausenden Hunden in den PETA-Tierheimen in den USA – dann wären Sie ja genauso Mörder wie ich . . .?“ gebe ich zu bedenken. „Die werden nicht getötet, weil wir keine Futtermittel mehr haben, sondern nur, weil sie schwer vermittelbar sind“, so die Meeresbiologin von PETA, “und außerdem muss ich auch Ihren dämlichen Vorschlag ablehnen, den Wels als Hundefutter zu verarbeiten, das geht schon allein wegen der vielen Gräten nicht.“
Um aus der Tötungsgeschichte rauszukommen, schlage ich ihr das Folgende vor: Es wäre doch vielleicht wesentlich einfacher, die Teichhühner zu fangen und diese umzusiedeln, damit wäre doch allen geholfen. Der Wels kann weiterleben und die Teichhühner sind gerettet.
„Sie haben offensichtlich guten Kontakt zum Hessischen Umweltministerium“, begegnet mir die Täuschungs-Aktivistin erstaunt, „Wissen Sie, als langjährige Beraterin des Umweltministeriums in Tier- und Naturschutzfragen arbeiten wir an einer neuen Verordnung, die genau diesen Punkt aufgreift.“ Ich bin verstört „ich wollte doch eigentlich damit . . .“ sie lässt mich nicht zu Wort kommen – „Wir wollen die geschützten Arten zum Schutz vor dem Zugriff z.B. von invasiven Arten wie Waschbär, Mink, Nutria, Nilgans, Kormoran usw. fangen und umsiedeln. Dann wären Sumpfschildkröte, Schwarzstorch, Hamster, Krebse, Muscheln, Fische, Offenlandarten, Bodenbrüter, Uhus und andere Greifvögel aus der Gefahrenzone, damit wären doch alle Tierarten geschützt und man müsste nicht durch Töten regulierend eingreifen, um den heimischen Artenschutz zu gewährleisten. Das ist eine Idee, die auch das Umweltministerium in Hessen überzeugt hat“, so die Biologin der Personengruppe. Der Redeschwall der Einfältigen nimmt kein Ende, ich lege den Hörer wie in Trance beiseite – dass wir da nicht selbst draufgekommen sind, es macht doch viel mehr Arbeit zur Zeit die invasiven Krebsarten aus unseren Gewässern zu fangen als die kleinen Edelkrebs- und Steinkrebsbestände umzusiedeln. Auch dem Kormoran die Fische durch Umsiedeln zu entziehen, wäre zum Schutz verschiedener Fischarten ein neuer Weg. Jetzt verstehe ich auch, warum der Waschbär eine Schonzeit bekommen hat. Das sind ja ganz innovative Ansätze im Artenschutz, ich sehe schon wie die GRÜNEN ihr Wahlprogramm umschreiben, auch die CDU feilt an einer Wahlaussage bezüglich der Biodiversitätsstrategie in Hessen . . .
Das Blubbern aus dem Telefon wird immer leiser. Ich sehe die Meeresbiologin als Wassernixe mit einem kräftigen Schwanzschlag im Main versinken.
Gerne hätte ich am Stadtweiher zu Offenbach ein Wels-Grillen veranstaltet, gerne auch mit der Meeresbiologin von PETA. Dann könnte ich ihr auch zeigen, wie viel Gräten dieser wohlschmeckende Raubfisch tatsächlich hat.
Doch so langsam beginnen die Bilder und das Gesagte im Flimmern der Hitze zu verschwimmen – Offenbar hat die sommerliche Hitze nicht nur der Personengruppe der Einfältigen geschadet, auch bei mir machen sich Halluzinationen breit . . .
Das Düdeln des Telefons reißt mich schweißgebadet aus meinem Tagtraum „Hallo Günter, der Wels ist raus,“ so der Gewässerwart vom ASV . . .(der Verein ist der Redaktion bekannt) „Du bist herzlich eingeladen.“ Also doch.
Günter Hoff-Schramm
Der Wels von Offenbach: 134 cm, 12,3 kg
Foto: ghs/VHF